Dagmar Leupold
Dagmar Leupold, geboren 1955 in Niederlahnstein, lebt in München als Autorin und Übersetzerin aus dem Italienischen. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Klassische Philologie in Marburg, Tübingen und New York. Von 2004-2021 leitete sie das Studio Literatur und Theater der Universität Tübingen. 2009 kam der Film „Zwischen heute und morgen“ nach ihrem Roman „Eden Plaza“ in die Kinos, für den Leupold zusammen mit Regisseur Fred Breinersdorfer auch das Drehbuch verfasste. 2013 kuratierte sie das forum:autoren beim Literaturfest München. Ihr Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, drei ihrer Romane waren für den Deutschen Buchpreis nominiert: „Unter der Hand“ (2013), „Die Witwen“ (2016), „Dagegen die Elefanten!“ (2022).
Schreibworkshop: First things first oder der Sache auf den Grund gehen
Dieser Kurs folgt einer anderen Logik als die üblichen Schreibworkshops der texttage.nuernberg: Am ersten Tag (Samstag) kommen zwei Gruppen zusammen und begegnen zwei Autor*innen – Dagmar Leupold und Behzad Karim Khani. Am zweiten Tag (Sonntag) arbeiten die Gruppen getrennt weiter. Diese Gruppe vertieft die Inhalte des Vortags in kleiner Runde mit Dagmar Leupold.
In diesem Workshop geht es nicht um die „frequently asked questions“ – Wie erzeuge ich Spannung? Wie schreibt man einen Dialog? – sondern um die „fundamentally asked questions“: Dringlichkeit als Motivation und Beweggrund. Sie ist Benzin, Motor und Vehikel. Oft Weg, manchmal Ziel. Sie führt ein Eigenleben in uns und mag es nicht, sich infrage stellen zu lassen. Nicht von uns selbst. Sie ist mächtig und oft trügt sie uns. Denn sie kann uns zwar zum Schreiben zwingen. Aber sie kann andere nicht dazu zwingen, uns zu lesen. Sich für uns zu interessieren. Sie hört in uns auf. Wir sind ihre Begrenzung. Und weil ihr das nicht gelingt, legt sie uns die Selbstgenügsamkeit nahe. Oder die Selbstveredlung, die in dem Missverständnis steckt, die Welt sei nicht so weit.
Wir begegnen einander als Schreibende, nicht als Übende. Wer schreibt, nimmt die Sprache in den Mund und in die Hand. Sprache ist ein ramponiertes, ein missbrauchtes und ein reiches Material, arbeiten wir damit, kommen wir zwingend in Kontakt mit den darin hinterlassenen Spuren - und fügen eigene hinzu. Bevor wir aus ihr etwas formen, performt sie schon längst. Im Umgang mit ihr begegnen wir Zungenbrechern und falschen Zungen. Darüber wollen wir schreibend nachdenken.
Samstag, 12. Juli 2025, 9.30 bis 12.30 Uhr und
Sonntag, 13. Juli 2025, 9.30 bis 14 Uhr
Ort: Bildungszentrum, Gewerbemuseumsplatz 2, Nürnberg
Preis: 160 Euro, Max. 12 Plätze
Lesung
Samstag, 12. Juli 2025, 14.30 bis 15.30 Uhr
Lesung: Wie man aus einem Elefanten eine Mücke macht
am Beispiel von "Dagegen die Elefanten!" [Jung und Jung, 2022]
Ort: Katharinenruine, bei sehr schlechtem Wetter im benachbarten Katharinensaal
Preis: 8 Euro / Restkarten an der Abendkasse
Moderation: Katharina Mittenzwei

Dagegen die Elefanten
[Jung und Jung Verlag, Salzburg 2022]
Der tragische wie komische Protagonist dieser hinreißend erzählten Geschichte ist ein Held des Alltags, ein Mann in Dienstkleidung, einer, dem es niemand dankt. Herr Harald ist der Mann in der Garderobe. Er gehört zum Theater wie der Vorhang, aber niemand kommt seinetwegen, das Rampenlicht ist für andere. Er nimmt den Menschen die Mäntel ab, die Taschen, was immer sie ihm anvertrauen, um für kurze Zeit unbeschwert zu sein, und wartet bis zum Schlussapplaus, das ist sein Einsatz. Doch eines Abends bleibt ein Mantel zurück, und in dem Mantel findet sich eine Pistole.
Nominiert für den Deutschen Buchpreis.